1999, irgendwo in Ger(wo)many: Zwei Mädchen, dem Anschein nach unschuldig, tollen umher. Die Wiesen sind grün, die Wälder fast schon stoisch ruhig. Lediglich der Wind bläst um die Kutten, die ihre Schulmädchenkluft umhüllen. Zweisamkeit. Ein Kuss, dann noch einer. Irgendwas stimmt nicht. Aber was? Egal, es bleibt keine Zeit für Erklärungen, vorerst. Zunächst gilt es einmal, dieses abscheuliche Monstrum, diese abstoßende und wiederwertige Kreatur, die sich den Weg aus dem kahlen Geäst des Waldes gebahnt hat, aus wem Weg zu schaffen. Es ist ein Mann, eines dieser nutzlosen Geschöpfe, die nichts als Leid über uns gebracht haben, hilflos und verwundet, zum Tode verdammt. Doch er sollte nicht sterben, jedenfalls noch nicht. Dennoch, sein Leben, wie er es bisher kannte, ließ er an jenem Tag im Wald zurück. Und dort rottet es solange vor sich hin, bis auch die letzte Erinnerung daran, wie es früher einmal war, erloschen ist.
Die Mädchen bringen den Verwundeten schnurstracks mit nach Hause, wo sie in ihm im Keller versorgen. Zuhause ist aber nicht nur, wo sie leben und essen, wo sie ein offenes Ohr finden, wenn sie eines brauchen und wo sie ein Dach über dem Kopf haben. Nein, zuhause ist auch, wo sie ausgebildet werden, zu Feministinnen der Zukunft, rekrutiert zu Jüngerinnen einer freien Welt, in der das vermeintlich schwache Geschlecht auch das einzige sein soll. Und wer glaubt, im Pornutopia der Zukunft als Auserwählte Parfüm zu pissen, bekommt es mit Direktorin Big Mother zu tun.
Queercore-Begründer Bruce LaBruce zerpflückt das Patriarchat in „The Misandrits“ auf eine aufmüpfige, direkte Art und Weise, der sich der Zuseher – vor allem aber die Zuseherin – nur schwer entziehen kann. Der Feminismus als Antrieb der Female Liberation Army, gelehrt zwischen militärischen Schlachtgesängen und Kissenschlachten im Mädcheninternat.
Zwischen Schließmuskel-erweiternden Schwulenpornos und Lehrstunden der Parthenogenesis erzählt „The Misandrits“ die Entstehungsgeschichte eines glorious feminista film, einer Saga von Männerfeindinnen, die die Welt nicht nur wachrütteln, sondern in einen wahren Östrogenrausch versetzen sollte. Auf das die Herrschaft des Mannes sowie sein Johannes ein für alle Mal der Vergangenheit angehören. „Remember girls, the closest way to a man’s heart is through the chest.“
Autor, Regisseur und und Produzent Bruce LaBruce nimmt kein Blatt vor den Mund, noch weniger aber vor die Geschlechtsteile und findet im ekstatischen Trainingslager für zukünftige Vollblutfeministinnen außerdem die Zeit, sich auch noch selbst vor die Kamera zu schummeln und dabei ganz nebenbei auch noch auf sein letztes Werk hinzuweisen. „Ulrike’s Brain“ ist, im Übrigen, genauso revolutions-feministisches Kino, das seine Energie allerdings nicht aus gebeutelten Jüngerinnen, sondern vielmehr aus Ulrike Meinhofs zerebralen Überbleibseln bezieht. So oder so, die Revolution kann beginnen!