Der Festivaltrailer: Wolfgang Matzl über den Blick ins Publikum

Er dauert keine 60 Sekunden, pfeift auf große Worte und soll das Publikum auf den nächsten Film einstimmen – ob Anime oder Kaiju, Zombie-Invasion oder Grusel-Crossover. Ja, er hat schon eine ganz besondere Bedeutung, so ein Festivaltrailer.

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Natürlich sind es heimische Genreperlen wie „Attack of the Lederhosenzombies“, namhaft besetzte Nischenfilme wie „Swiss Army Man“ und „The Girl with all the Gifts“, die neuen Filme von Park Chan-wook und Kevin Smith sowie die zahlreichen kleinen aber feinen Produktionen aus aller Welt, mit denen das /slash Filmfestival Freunde der Nacht ins Wiener Filmcasino lockt. Filme, die man ansonsten erst sehr spät oder gar nicht wieder zu Gesicht bekommt – und wenn, dann wohl eher im privaten Rahmen. Und nicht etwa in einem alteingesessenen Kino im Herzen Wiens, umringt von Gleichgesinnten, die sich die Nacht gerne mit einem um die Ohren schlagen, ganz egal wann einen der Wecker am nächsten Tag zombiehaft auferstehen und in die Arbeit wandeln lässt.

In die richtige Stimmung für beste Mitternachtsunterhaltung bringen dabei nicht nur Speis und Trank, Deko und Gespräche mit jenen Filmverrückten, die es zu später Stunde noch ins Kino verschlägt, auch der Festivaltrailer trägt sein Übriges dazu bei. Wolfgang Matzls Clip läutet immerhin jede Vorstellung ein, kein Film auf dem /slash Filmfestival läuft also öfter als der rätselhafte Einminüter. Aber was steckt eigentlich hinter so einem Festivaltrailer?

„Mich hat die Vorstellung, dass auf dieser Leinwand plötzlich aus dem Nichts große Augen erscheinen und zurück in den Saal blicken, sehr gereizt.“

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Im Auftrag eines kleinen Animationsstudios schmiedet Wolfgang Matzl stets neue Ideen, um Papier und Puppen mittels handgemachter Techniken wie Stop Motion gekonnt in Szene zu setzen. Nachdem er bereits die Titelsequenz zur Horror-Anthologie „ABCs of Death 2“ beisteuerte, eröffnete sich mit dem Festivaltrailer fürs /slash Filmfestival 2016 die Möglichkeit, endlich eine Idee umzusetzen, die ihm schon vor einigen Jahren vorschwebte – die Idee zweier Augen, die in den Kinosaal zurückblicken. Als Inspiration dienten Matzl dabei übrigens die Animationen von Jan Svankmajer, den Brüdern Quay, Henry Selick und Bill Plympton, deren Filmchen einst noch zwischen den Musikvideos auf MTV liefen.

Und wie viel Arbeit steckt nun hinter so einem vermeintlich unscheinbaren Kurzfilm? Eine pfiffige Idee ist die eine Sache, aber was braucht es, um sie letzten Endes auch umzusetzen? Gemeinsam mit Moana Rom arbeitete Matzl ganze sechs Wochen an dem Projekt. Besonders aufwändig hat er die Herstellung der Wachsköpfe, die erst in Ton modelliert und anschließend abgegossen wurden, in Erinnerung. „Wir arbeiten ansonsten mit 10-20 cm großen Figuren, in diesem Fall war es auch der Reiz und gleichzeitig Herausforderung, einen lebensgroßen Kopf aus Wachs zu bauen.“ so der Regisseur über sein jüngstes Kurzfilm-Geschöpf. Aber selbst was danach kam, hat den Machern noch einmal alles abverlangt (man bedenke, es handelt sich um eine Bildfolge von nur einigen Sekunden!): „Die Animation selbst hat dann eine Woche gebraucht, für die Post-Production noch einmal eine Woche. Da habe ich dann wirklich rund um die Uhr gearbeitet.“

Nach sechs Wochen war es dann endlich vollbracht, der Trailer war fertig. Bereit, um das Festivalpublikum mit unbehaglichen Blicken zu konfrontieren und auf das einzustimmen, was danach kommt – Tarantinoeskes und Infantiles, Luftschlangenpenisse und Lederhosenzombies, abgrundtief Böses und unendlich Kreatives, vor allem aber abwechslungsreiches Genre-Kino.

Trailer

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