Mickey Keating – Der Nachwuchs-Allrounder des amerikanischen Genrefilms

Als Mittzwanziger liebt und lebt die unendliche Vielfalt des fantastischen Films. Der Nachwuchs-Allrounder bringt „Carnage Park“ und „Darling“ nach Wien und beweist, dass er Arthaus-Schocker ebenso spielerisch beherrscht wie das Terror-Kino der 70er Jahre.

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„This is your bible and it’s only got one verse: Do not run from me.“

Kalifornien, 1978. Der Wind pfeift durch die trostlose, durch einen güldenen Schleier gefärbte Landschaft. Messerscharfe Dialoge werden abgefeuert, der Rücksitz vollgeblutet und der Soundtrack reißt das Zepter situativ an sich. Ja, wenn man es nicht besser wüsste, könnte man meinen, Quentin Tarantino hätte hier seine Finger im Spiel. Doch auch wenn man „Carnage Park“ tarantinoneske Züge nicht absprechen kann, so ist Mickey Keatings Handschrift letzten Endes doch noch eher mit einem ungeschliffenen Diamant, der gerade aufgrund seiner Ecken und Kanten einen bleibenden Eindruck hinterlässt, vergleichbar. In einer Welt, in der Gangster ihre Oberlippenbärte kämmen und auch mal Gehirngrütze aus der Schädeldecke explodiert, bleibt Keating stets der Herr des Geschehens. Dabei hält er die Spannungskurve nicht nur kontinuierlich hoch, sondern treibt die Ereignisse wie auf Knopfdruck bis zur Eskalation (und noch viel weiter) – und erinnert damit schon fast ans kompromisslose, dreckige Terrorkino der 70er. Ja, in der Welt von Scorpion Joe und dem selbsternannten Outlaw Wyatt würde sich wohl auch der gute, alte Leatherface pudelwohl fühlen…

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„This film contains flashing lights and hallucinatory images.“

Bevor uns Mickey Keating sein „Darling“ vorstellt, spricht der Regisseur eine Warnung aus, die ganz und gar deplatziert wirkt. Denn trotz trister Schwarz-Weiß-Optik umgibt den Film von Anfang an eine unwiderstehliche Aura, ein wohlig-warmes Gefühl, das einen letzten Endes arglistig hinters Licht führt und einen tatsächlich glauben lässt, „Darling“ würde es gut mit einem meinen. Doch verschwindet der Filmtitel in unschuldigem Zuckerwatte-Rosa erst einmal aus dem Blickfeld, tut sich, irgendwo zwischen Roman Polanski und Darren Aronofsky, auch schon der dunkle Schlund des Wahnsinns auf. Im Mittelpunkt: Gemächliches, ohrenbetäubendes Uhrenticken sowie eine hingebungsvolle Hauptdarstellerin (Lauren Ashley Carter), die „Darling“ zu einer One-Woman-Show machen würde – wäre da nicht ein sagenhaft talentierter Jungregisseur hinter der Kamera, der mit prachtvollen Bildausschnitten, abgefahrenen Schnittfolgen und gewieften Einstellungen dann doch stets die Oberhand behält. Und ist das Tor zur manischen Verdammnis erst einmal aufgestoßen, ist das Inferno nicht weit.

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Mickey Keating goes /slash… again! Ein Jahr nachdem die jüngste Genrefilm-Hoffnung der USA mit „POD“ auf der Matte stand, kehrt Keating jetzt gleich mit einem Doppelschlag zurück. Und während „Carnage Park“ und „Darling“ unterschiedlicher kaum sein könnten, teilen beide Filme eine entscheidende Gemeinsamkeit: Sie sagen ihrem Schöpfer eine große Zukunft voraus.

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  • Mickey Keating ist scheisse. Unerklärlich, warum dieser untalentierte Sack so sehr in den Himmel gelobt wird.